Politik die auf den Magen schlägt – Politisches Essen Teil 2

Gebratener Reis

Letzte Woche haben wir gezeigt, dass über und beim Essen schon immer gestritten wurde. Dass sich das heute nicht geändert hat, möchten wir diese Woche zeigen. Und welches Thema ekelt uns mehr an und lässt uns gleichzeitig an unseren eigenen Vorlieben zweifeln, als das Essen von Hunden? Diese Praktik verbinden die Meisten mit China, obwohl der Großteil der Bevölkerung ähnlich denkt wie wir. Außerdem werden selbst in Yulin die Hunde fast ausschließlich zur Wintersonnwende im Rahmen eines Festivals verspeist. Für alle mit starkem Magen verlinke ich euch eine Doku des Infotainmentkanals „Vice“ aus diesem Jahr über besagtes Festival, das die beiden Seiten des Hunde Essens zeigt.

Für alle, die sich ihren Appetit bewahren wollen, fasse ich kurz zusammen. Das Festival existiert erst seit 1990. Dieses Jahr wurden geschätzte 10.000 Hunde geschlachtet, die meisten von ihnen ohne dokumentierte Herkunft. Das bedeutet, dass viele Hunde, Streuner und Haustiere, gekidnappt werden und auf grausame Weise zur Schlachtbank geführt werden. Diese Fakten und die höchst dramatischen dazugehörigen Bilder stoßen bei Tierfreunden auf der ganzen Welt sauer auf, was auch die chinesische Regierung bemerkt hat und kurzerhand das Festival für nicht existent erklärt hat und jegliche Demonstration verbot. Zudem wurde das Festival um eine Woche vorverlegt, um die schlechte Publicity zu meiden. Dennoch versammelten sich Demonstranten und Tierretter, die viele Hunde aufkauften um sie vor ihrem grausamen Schicksal zu bewahren.

Doch das Video zeigt noch eine andere Seite. In einem Dorf unweit von Yulin trifft sich eine Familie ebenfalls zum Festmahl mit Hund. Ihnen misfällt die Berichterstattung besonders, da sie seit Generationen Hundefleisch essen, aber aus Not. Hund ist in China viel billiger, was auch daraus resultiert, dass ihr Fleisch viel weniger schmackhaft ist und es spezieller Gewürze bedarf, um den Eigengeschmack zu kaschieren. Für 30 Menschen müssen zwei Hunde genügen. Das klingt zynisch, aber wenn berichtet wird, dass auf dem Oktoberfest 48 Kälber, 112 Ochsen und ganze Batterien an Hühnern verspeist wurden, dann wird beweint, dass man dieses Jahr keinen Rekord aufgestellt hat.

Man sieht, dass es auf den Standpunkt ankommt. In Indien bedeutet das Verspeisen einer Kuh einen Eklat, für praktizierende Muslime und Juden ist Schweinefleisch ein Tabu.

Und dennoch bin ich der Meinung, dass dieses Festival objektiv gesehen eine Geschmacklosigkeit darstellt. Das exzessive Verspeisen von Fleisch, das aufgrund seiner Vergangenheit als Lebewesen besonderen Wert haben sollte, ist unethisch und ein Zeichen von Dekadenz. Dieses berüchtigte Festival hat erst in den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs solche Beliebtheit bei der Bevölkerung erlangt und erzwungen, dass immer mehr billiges Hundefleisch herangeschafft werden musste. Da in China das Verbot  Hundefleisch zu verkaufen so unzureichend durchgesetzt wird, hatte dies zur Folge, dass Menschen in Geldnot ihre eigenen Bedenken den lockenden Einnahmen hintanstellten und die Tiere grausam behandeln.

Dagegen muss und soll protestiert werden. Und da kommen wir zurück zur Politik. In einem Land, in dem jegliche Systemkritik mit allen Mitteln niedergestreckt wird (s. Shanghai diesen Herbst), verschiebt sich der Protest in harmloser scheinende Bereiche, wie zum Beispiel Tier- und Umweltschutz. Wie man in dem Video zu sehen bekommt, geht der Staat nicht ganz so erfolgreich gegen die Tierschützer vor, wie gegen pro-demokratische Aktivisten. Wie wichtig dabei die Nahrungsaufnahme, ein zentraler Punkt unseres Daseins, ist, sieht man an den Reaktionen auf dieses Festival in China und auf der ganzen Welt.

Als kleine Versöhnung für Magen und Geist gibt es nun einen wahren Global Player, ein diplomatisches Essen sondergleichen. Gebratener Reis mit Gemüse sorgt nie für Aufregung. Man kann ihn vegetarisch essen, mit Fleisch, man kann ihn schärfer oder milder würzen und so ziemlich jede Komponente seiner Zutaten verändern, ohne die Grundidee dieses Gerichtes zu verunstalten. Zudem ist er sehr preisgünstig und dennoch schmackhaft, exotisch und nicht gewöhnungsbedürftig.
Was ihr braucht (2 Personen):

300 g Reis vom Vortag (150gr ungekocht)
1 Stange Sellerie in dünnen Scheiben
1 Möhre in dünnen Streifen
1 rote Paprikaschote in dünnen Streifen
1 mittelgroße Aubergine
75g Bambussprossen aus der Dose
2 rote Chilischoten (von Jalapeño bis Naga Jolokia je nach gewünschter Atemnot)
1 mittelgrosse Zwiebel (in Streifen)
1 Knoblauchzehe
6 EL Öl (Erdnuss ist besonders lecker)
Reiswein/trockener Sherry
Sojasauce
Limette
2 Eier, verquirlt
Pfanne/Wok

Bei diesem Gericht setzt man auf hohe Hitze des Öls und kurze Garzeiten, deshalb viel rühren! Den Reis vom Vortag in der Hälfte des Öls unter Rühren 2-3 Minuten anbraten und wieder aus dem Wok oder der Pfanne nehmen. Dann das restliche Öl in der Pfanne/Wok heiß werden lassen und Knoblauch, Chilis und die Zwiebel darin kurz schwenken, dann die Aubergine 1 Minute mitbraten. Danach den Rest des Gemüses unter Rühren 2-3 Minuten braten und mit etwas Reiswein und Sojasauce abschmecken. Dann den Reis hinzugeben, die Hitze reduzieren und gut durchrühren. Die verquirlten Eier unter Rühren (ja immer noch) hinzugeben und sobald sie nicht mehr flüssig sind, das ganze in Schälchen servieren. Zum selber würzen Sojasauce und Limette reichen.

Hier noch der Link zu dem Video von Vice

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