Schlechtwettergebäck

am

Bewleys

Seitdem es wieder taut, man nicht mehr auf Schnee, sondern auf tausend kleinen Kieselsteinen auf dem Gehweg ausrutscht und es nicht mehr aufhören will zu regnen, fühle ich mich regelmäßig zwei Jahre zurückversetzt auf eine kleine grüne Insel mit mehr Schafen als Einwohnern.
Wer mich kennt weiß, dass ich nicht viel für nasskaltes Wetter übrig habe und auf mein Auslandssemester in Dublin mit gemischten Gefühlen zurückblicke. Mal rückt mehr die überteuerte und manchmal etwas modrig riechende Wohnung, mal die schönen aber windigen Ausflüge an die Küste nach Howth oder ins Landesinnere nach Drogheda in den Mittelpunkt meiner Erinnerungen. Selten war auch mal ein Tag dabei, der mit strahlendem Sonnenschein begann und einen dann mitten beim Sightseeing mit einem gewaltigen Regenschauer überraschte. Aber eines habe ich in Dublin zu lieben gelernt: die triefend nasse Jacke über den Stuhl in einem Café, in das man sich spontan geflüchtet hatte, zu hängen und einen frisch gebackenen Scone mit Butter und Erdbeermarmelade neben einem heißen Cappuccino mit einem kräftigen Schuss Baileys zu genießen. Denn eins muss man den Iren lassen: sie wissen wie man das beste aus jedem Wetter macht. Nicht ohne Grund kommen aus Irland die besten Dichter und Schriftsteller, vermutete Flo im Anblick der beachtlichen Pubdichte.

Unser Lieblingscafé und Zufluchtsort war immer das Bewley’s. Ein hübsches, im Kolonialstil eingerichtetes Café mitten auf der Grafton Street in Dublin, einer DER Shoppingmeilen und Touristen Hotspots neben der O’Connell Street. Dementsprechend waren die Plätze darin bei einem plötzlichen Regenschauer sehr beliebt und wir mussten uns nicht selten auch mal ein Viertelstündchen anstellen, um an unseren heißbegehrten Scone zu kommen. Wenn wir noch nichts zu Mittag hatten, durfte es auch gerne ein üppig belegtes Club-Sandwich bis Pommes und Salatbeilage sein, was ich ungelogen noch nie so genossen habe wie dort. Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: die Iren wissen einfach was man bei Schlechtwetter macht. Und deswegen habe ich jetzt auch – im Angesicht es Schneematsch- und Regenwetters – den Entschluss gefasst mir die meteorologischen Umstände mit einem Scone in Angedenken an die alten Zeiten zu versüßen.
Leider hatte ich nur noch Dinkelmehl da, weshalb die kleinen süßen Teigstücke diesmal nicht ganz so gut aufgegangen sind wie ich sie gern gehabt hätte und die Süße lässt auch etwas zu wünschen übrig. Aber dafür kamen wir auf die Idee sie einfach herzhaft mit Käse zu überbacken und eine schöne Scheibe Schinken draufzulegen. Eben nicht nur die Iren können das beste aus jeder Situation machen.

Wer gerne die originale, süße Variante ausprobieren möchte, braucht für ca. 12 – 15 Portionen:

• 450g Weizenmehl
• ½ Teelöffel Salz
• 1- ½ Teelöffel Backpulver
• 50g Butter, auf Zimmertemperatur
• 100g Zucker
• 1 Ei
• 300 ml Buttermilch
• wer mag kann noch 100g Rumrosinen hinzufügen

Mischt Mehl, Backpulver und Salz gut miteinander und fügt dann die restlichen Zutaten hinzu. Verknetet alles zu einem schön geschmeidigen Teig und gebt bei Bedarf noch etwas Mehl hinzu. Heizt den Backofen auf 200°C Umluft bzw. 220°C Ober-/Unterhitze vor und walzt in der Zwischenzeit den Teig auf einer bemehlten Fläche ca. 1cm dick aus. Sucht euch nun einen geeigneten Ausstecher mit ca. 7-8 cm Durchmesser (ich nehme immer ein Glas oder eine Tasse) und stecht damit eure Scones aus und legt sie auf ein mit Backpapier belegtes Backblech mit genug Abstand dazwischen.
Die Scones könnt ihr noch mit einem verquirlten Eigelb und etwas Zucker vermischt bestreichen, ist sehr lecker aber nicht zwingend notwendig. Backt nun die Scones 15-20 Minuten goldgelb, lasst sie anschließend leicht abkühlen und serviert sie noch warm mit Butter und Erdbeermarmelade – jetzt kann euch selbst das schlimmste Sauwetter nichts mehr anhaben.

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